Ejakulationsstörung, die häufigste Sexualstörung beim Mann
Dies Ejakulationsstörung ist noch häufiger als die Erektionsstörung (ED) und betrifft dauerhaft ca 1/3 aller geschlechtsreifen Männer. Während Erektionsstörungen bei mehr als 20% der Männer über 40 Jahren vorkommen, kommen Ejakulationsstörungen bei mehr als 30% der Männer vor.
Am häufigsten tritt hierbei der vorzeitige Samenerguss auf, aber auch verzögerter oder ausbleibender Samenerguss stellen häufige sexualmedizinische Probleme dar.
Vorzeitiger Samenerguß
Von einem vorzeitigem Samenerguss spricht man, wenn der Ejakulationsreflex direkt nach Einführen des Gliedes in die Scheide stattfindet. Im Extremfall findet dieser bereits vorher statt oder kann nur 1 bis 3 Minuten zurückgehalten werden. Hierbei ist zu bedenken, dass die durchschnittliche Dauer des Sexualaktes vom Einführen des Gliedes bis Ejakulation 4,5 Minuten beträgt.
Ursachen
Ursächlich für den vorzeitigen Samenerguss (Ejakulatio präcox) können verschiedene Faktoren sein, welche meist in den psychischen Bereich reichen, wie - Kindheitsentwicklung in einer Umgebung, welche die sexuelle Entwicklung unterdrückt:
- Ängstlichkeit, z.B. Versagensangst bei neuem Sexualpartner
- Verweigerungshaltung gegenüber der Mutter oder Frauen insgesamt
- Dominanter Sexualpartner
- Negative Konditonierung (schneller Sex mit Prostituierten)
- vermehrte Empfindlichkeit der Eichel
Auswirkungen:
Der vorzeitige Samenerguss kann das sexuelle Zusammenleben im Rahmen der Partnerschaft erheblich stören. Verlustängste des Mannes, das Gefühl den eigenen Orgasmus nicht richtig zu erleben oder die Partnerin oder den Partner nicht richtig befriedigen zu können , führen zu einer erheblichen psychischen Belastung. Aus Angst vor dem erneuten Versagen wird das Vorspiel häufig verkürzt, Orgasmusstörungen des Partners oder Schmerzen mangels ausreichender Stimulation sind die Folge. Partnerschaftsprobleme bis hin zum Einstellen jeglicher gemeinsamen sexuellen Aktivität könne die Folge sein. Neben den unten aufgeführten therapeutischen Maßnahmen ist deshalb häufig auch eine Partnertherapie angezeigt.
Diagnose & Therapie
Von einem vorzeitigem Samenerguss spricht man, wenn der Ejakulationsreflex direkt nach Einführen des Gliedes in die Scheide stattfindet. Im Extremfall findet dieser bereits vorher statt oder kann nur 1 bis 3 Minuten zurückgehalten werden.
Sexualtherapeutische Maßnahmen wie:
Stop and Start Technik nach Semans: Bei dieser wird über Masturbations- oder Stimulationstechnik der Penis stimuliert bis das Gefühl auftritt, dass die Ejakulation gleich unaufhaltsam eintritt. An diesem Punkt wird die Stimulation unterbrochen, bis die Erregung abbaut und dann wieder erneut begonnen. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt, bis eine Ejakulation ausgelöst wird. So gewinnt man langsam die Kontrolle über die Orgasmusauslösung.
Squeeze-Technik nach Masters und Johnson: Kurz vor Erreichen des Unvermeidlichkeitspunktes der Ejakulation wird der Penis Herausgezogen und durch Quetschen der Eichel mit 2 Fingern durch den so gesetzten Schmerzreiz in seinem Erregungsablauf unterbrochen.
Empfindlichkeitsherabsetzung der Eichel durch: Betäubende Cremes ( in Sex-shops und Apotheken erhältlich) - Beschneidung der Vorhaut (manchmal erfolgreich, jedoch keine sichere Methode)
medikamentöse Behandlung:
- Phosphodiesterase Hemmer wie Sidenafil, Vardenafil , Tadalafil. Diese sind dann erfolgreich wenn mit dem vorzeitigen Samenerguß eine Erektionsstörung kombiniert ist
- Hemmer der Serotonin-Reuptakes (Dapoxetin, Paroxetin, Sertralin) Sämtliche Medikamente dürfen ausschließlich nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden
Verzögerte Ejakulation
Von einer verzögerten Ejakulation spricht man, wenn das Erreichen des Orgasmuspunktes und das Auslösen der Ejakulation für den Mann mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist und erst nach einer sehr langen Stimulation erfolgt. Die für die Betroffenen oft sehr belastende Störung kann durchaus zu einem sehr langen und für beide Partner anstrengenden Sexualakt führen, der nicht selten über 30 Minuten und länger gehen kann.
psychische Faktoren: Gerade das sich unter Druck setzen, " ich muss meinen Orgasmus bekommen", führt zu einer inneren Anspannung und Erwartungshaltung, die gerade das Gegenteil bewirkt. Sex kommt aus dem Bauch heraus, sobald der Geist versucht die Sexualfunktionen zu dominieren, gibt es häufig Probleme.
medikamentöse Faktoren: Sehr häufig sind Medikamente wie Psychopharmaka wie Antidepressiva und Neuroleptika,, Antihypertonika oder Alphablocker für Verzögerungen oder Ausbleiben der Ejakulation verantwortlich
Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen des Nervensystems wie Nervenentzündungen (Polyneuropathien), Erkrankungen des Spinalkanals oder des Gehirns (entzündlich oder tumorös) können Störungen der Ejakulation auslösen. In jedem Fall ist vor einer Therapie eine genaue fachärztliche Abklärung erforderlich.
Ausbleiben des Orgasmus - Anorgasmie
Zunehmend an Bedeutung gewinnt in der sexualtherapeutischen Praxis das Beschwerdebild des Ausbleibens des Orgasmus bei vaginalem Koitus. Diese psychogene Ejakulationsstörung wurde früher als absolute Rarität beschrieben (bei Masters und Johnson gerade 5 Fallbeispiele) während sie in der heutigen sexualmedizinischen Praxis häufig vorkommt. Die Unfähigkeit des Mannes in der Vagina oder dem Mund der Partnerin zu bekommen, wenngleich dies bei Masturbation möglich ist, ist häufig in einer psychischen "Sperre" begründet, die den Mann daran hindert, "sich gehen zu lassen". Übertriebene oder unbewusste Angst vor einer Schwangerschaft der Frau, Bestrafung bei Masturbation im Kindes- oder Jugendalter oder negative Erlebnisse, welche die Vagina oder Mund als etwas unsauberes empfinden lassen, können ursächlich sein.
Daneben gewinnt in Zeiten zunehmender sexueller Freiheit auch an Bedeutung, dass Männer mit sehr häufigen und z.T. langjährigen Masturbationsverhalten sich auf harte direkte Stimulation konditionieren und so die Orgasmusreitschwelle über eine rein vaginale oder orale Stimulation nicht mehr erreichen.
Therapie: Die intravaginale Anorgasmie ist am besten durch sexualmedizinische Partnertherapie zu behandeln. Wichtig ist hierbei das gegenseitige Verständnis für die sexualmedizinische Grundproblematik zu wecken. Änderungen des Masturbationsverhaltens, Veränderungen des Vorspiels und der Sexualtechniken wirken hier sehr hilfreich.
Rückwärtiger Samenerguss - retrograde Ejakulation
Diese stellt die häufigste Sexualstörung bei Männern dar. Diese ist noch häufiger als die Bei dieser Störung erfolgt der Samenerguss in die Blase. "Der Schuss geht nach hinten los". Hierbei kommt es im Rahmen der Ejakulation nicht zum notwendigen Verschluss des Blasenhalses. Ursächlich hierfür sind:
- chirurgische Eingriffe im Bereich des hinteren Bauchraumes (Retroperitoneum) oder Prostata ( Prostata-Resektion)
- Verletzungen im Bereich des Dammes oder Rektums
- Rückenmarkserkrankungen oder - Verletzungen
Therapie Spermienaufbereitung: Bei Kinderwunsch kann hier über eine Aufbereitung des Samens aus dem nach der Ejakulation gewonnenen Urins eine künstliche Befruchtung ausgelöst werden.
Medikamentöse Therapie: Medikamente wie Midodrin, Imipramin können einen Verschluss bei funktionierenden Blasenhals ermöglichen. Therapie Elektroejakulation: Durch Stimulation der Eichel mittels Vibrator bzw Elelktrostimulation des Nervengeflechts vom After aus kann bei querschnittgelähmten Patienten eine Ejakulation ausgelöst werden.